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Interview mit dem Hafenmeister KWV Langweer, Niederlande

30 Okt 2023

5 min leestijd

Das romantische Bild eines Hafenmeisters, der in aller Ruhe auf einlaufende Schiffe wartet, gibt es schon lange nicht mehr. Ein Hafen ist ein Unternehmen, das eine straffe Organisation erfordert, vor allem im Frühjahr und im Herbst, wenn die Boote zu Wasser gelassen oder aus dem Wasser geholt werden müssen. Aber die Liebe und Leidenschaft für den Wassersport bleibt immer.

Wir sprachen mit Marcel Ferdinands, Hafenmeister vom KWV in Langweer, Friesland (NL). Ein Yachthafen mit vier Bootshäusern mit insgesamt 100 Innen- und 110 Außenliegeplätzen. Außerdem gibt es 135 Plätze im Winterlager. Marcel ist bereits seit 18 Jahren Hafenmeister. Alle Informationen über den Yachthafen finden Sie hier: Startseite – KWV Langweer

Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit?

Die Abwechslung. Zurzeit sind wir damit beschäftigt, 470 Boote aus dem Wasser zu holen und sie für das Winterlager vorzubereiten. Und vor Ostern sollten die Boote wieder im Wasser sein. In der Zwischenzeit kontrollieren und warten wir die Stege, inspizieren den Kran und erledigen viele andere kleine Arbeiten, für die wir im Sommer keine Zeit haben.

Wie sieht ein Hafentag aus?

Die Liegeplatzinhaber kommen mit den unterschiedlichsten Fragen. Manchmal kann ich direkt helfen, zum Beispiel beim Auswechseln einer Sicherung, und manchmal gehe ich hin und gebe Ratschläge, wenn es um den Einbau eines Bugstrahlruders oder um Fragen zum richtigen Antifouling geht. Wir haben ein gutes Netzwerk von Wassersportfirmen in der Umgebung, die die meisten Arbeiten am Boot durchführen können.

Im Sommer musste ich sogar einen Motor „über das Telefon“ entlüften. Ein Mitglied unseres Yachthafens war mit dem Boot unterwegs, als in Echtenerbrug plötzlich der Motor ausfiel. Der Mann rief mich an und ich erklärte ihm am Telefon, was er tun musste, um den Motor zu entlüften. Es hat funktioniert und er konnte wieder fahren!

Gelegentlich ist auch meine Meinung beim Kauf eines Bootes gefragt. An dieser Stelle möchte ich dringend vor Spontankäufen warnen. Kürzlich hatte ein Bootsliebhaber ein Boot gekauft, ohne es gut geprüft zu haben. Es stellte sich heraus, dass das Unterwasserschiff Osmose hatte. Auf diese Weise entstehen zusätzlich hohe Kosten, bevor man überhaupt mit dem Boot fahren kann. Deshalb: Auch wenn das Boot noch so schön aussieht, ist es oft klüger, sich auf ein Ankaufgutachten zu verlassen.

Gibt es besondere Ereignisse, an die Sie sich erinnern?

Auf jeden Fall. Vor einiger Zeit ist ein kleines Kind ohne Schwimmweste aus dem Boot gefallen. Zum Glück hatte ich es gesehen und konnte rechtzeitig zur Stelle sein, um das Kind zu retten. Nochmals mein dringender Appell, dass Kinder an Bord immer – auch wenn es nur für kurze Zeit ist – eine Schwimmweste tragen sollen.

Was empfinden Sie als störend auf dem Wasser?

Es gibt nicht viele Dinge, die ich als störend empfinde. Aber in letzter Zeit fahren immer mehr schnelle Boote und Tender auf den Binnengewässern, ohne sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Und sie machen auch keinen Halt voor Segelregatten.

Organisieren Sie auch Regatten?

Der Yachthafen Langweer, der Mitglied des Watersportverbonds ist, organisiert das ganze Jahr über verschiedene Segelregatten, wie z.B. Herbstregatta der Olympiajollen. Die Regattaleitung verfügt über alle erforderlichen Zertifikate, und gemeinsam organisieren wir eine sportliche, aber auch unterhaltsame Veranstaltung.

Was tun Sie für junge Leute?

Wir halten es für sehr wichtig, dass Kinder schon in jungen Jahren das Segeln lernen. Aus diesem Grund bieten wir Segelunterricht in Optimisten an. Kinder können bei uns das CWO 1, 2 oder 3-Diplom erwerben. Es ist schön zu sehen, dass Kinder aus unserem „Hafen“ bei der Sneek Week sogar den 1. Platz belegen.

Haben Sie noch Tipps rund um den Wassersport?

Wenn man zum Beispiel den Urlaub auf einem Charterboot verbringen will, sollte man versuchen, vorab schon einmal mit dem Boot zu fahren, um es besser kennenzulernen.
Lassen Sie Ihr Boot regelmäßig warten und tauschen Sie jedes Jahr den Impeller aus.
Wenn Sie mit dem Boot unterwegs sind, nehmen Sie Ersatzteile mit.
Bleiben Sie immer ruhig – Panik ist ein schlechter Ratgeber.

Es gibt sicherlich noch viele weitere Themen zu besprechen, aber die Boote in Langweer müssen aus dem Wasser und das hat Priorität. Marcel, vielen Dank für Ihre Zeit.